Eins kann ich gleich zu Beginn vorwegnehmen: Das Kreta-Fieber hat auch mich erwischt!
Als ich am vergangenen Dienstag gemeinsam mit meiner Kollegin Anne Unfried in den Flieger in Richtung Chania gestiegen bin, hatte ich noch keine konkrete Vorstellung, was mich in den folgenden sechs Tagen erwarten würde. Ich hatte zwar jahrelang die Öffentlichkeitsarbeit über das Praktikum unserer Auszubildenden auf Kreta gemacht und zahlreiche Fotos gesehen, aber es war immer nur „Wissen aus zweiter Hand“.
Da ich aber ab nächstem Jahr die Organisation des „Kreta-Projektes“ übernehmen soll, wollte ich mir das Projekt einmal selbst vor Ort anschauen und all die Menschen kennenlernen, mit denen ich in Zukunft in Kontakt stehen werde. Frau Unfried hat mich dabei unterstützt, da sie unsere erfahrene Erasmus+-Koordinatorin ist und sich schon mit den Vorgaben und rechtlichen Bestimmungen des Programms auskennt.
Was ist überhaupt das Kreta-Projekt? Bei dem Kreta-Projekt handelt es sich um ein Auslandspraktikum, das aus Mitteln des Programms Erasmus+ der Europäischen Union gefördert wird. Während eines Zeitraums von insgesamt 4 Wochen erlernen Auszubildende des Garten- und Landschaftsbaus aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland die Natursteinbearbeitung und wenden diese Kenntnisse gleich vor Ort an. Das Projekt besteht schon seit 1996. Damals haben die Auszubildenden zunächst an den Außenanlagen eines Jugendheims auf Kreta gearbeitet. Seit 2011 arbeiten sie an einem Meditationsweg der Orthodoxen Akademie Kreta (OAK) in Kolymbari, in der sie auch während ihres Praktikums untergebracht sind. Der Zeitraum ist auf 2 „Flows“ à 2 Wochen aufgeteilt. Das Euro-BBW nimmt seit 2017 an diesem Projekt teil.
Die Auszubildenden und Betreuer*innen des ersten Flows (auch des Euro-BBWs) waren schon vor Ort und konnten uns stolz ihre Fortschritte auf der Baustelle präsentieren. Ich war völlig überwältigt! Der Meditationsweg ist unfassbar schön, präzise und mit viel Liebe zum Detail angelegt, und mir war nicht klar, dass jeder einzelne Stein nicht nur den Berg hinauf, sondern auch in Form gebracht werden muss! Eine wirklich anstrengende und schweißtreibende Arbeit, allerdings immer mit Blick auf das Meer und der Aussicht auf Abkühlung nach Feierabend. Erfahrene Handwerker*innen und Ausbilder*innen unterstützen die Auszubildenden durchgehend bei der Natursteinbearbeitung, bei der Umsetzung der Baupläne und dem Mosaiklegen.
Die Gruppe der (angehenden) Schreinerinnen und Schreiner hatte sogar schon früher mit der Arbeit begonnen und wichtige Gerüste, Arbeitstische, Schalungen und Geländer gebaut, ohne die ihre Kolleg*innen vom GaLa-Bau nicht hätten arbeiten können. Dabei mussten sie auch schon mal mit dem vorhandenen Material improvisieren. 🙂
Neben den praktischen Arbeiten hatten wir auch die Möglichkeit, etwas über die kretische Geschichte zu erfahren. Wir besuchten beispielsweise den Soldatenfriedhof von Maleme, der an die Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs erinnert. Es ist wichtig, über die Wunden der Vergangenheit in Dialog zu kommen und sich der historischen Verantwortung bewusst zu sein, damit wir für die Zukunft ein respektvolles Miteinander zwischen beiden Nationen schaffen können. Die Wichtigkeit, „von Angesicht zu Angesicht“ zu kommunizieren, ist auch eins der zentralen Themen der Akademie und zieht sich wie ein roter Faden durch die Mosaike des Meditationswegs („Face-to-Face“).
Wir lernten ebenso die kretische Kultur kennen und haben atemberaubende Landschaften gesehen, wir haben Griechisch gelernt, im Meer gebadet und Gipfel bezwungen, Dorothea und ihren hübschen Laden in Rodopou besucht und Mitbringsel geshoppt, die leckere griechische Küche genossen und nette Menschen getroffen. Es war für uns alle eine bereichernde Erfahrung auf allen Ebenen!
Einige Personen möchte ich an dieser Stelle noch vorstellen, die zum Erfolg des Projektes beitragen: Auf deutscher Seite sind das Alexander Kreisel (DEULA) und Michael Hemmes (Euro-BBW), die viel Herzblut in das Projekt stecken und alle Hebel in Bewegung setzen, damit alles so funktioniert wie es funktionieren soll. Auf griechischer Seite ist es Konstantina Stefanaki (OAK), die uns praktisch 24/7 vor Ort betreut, alles Mögliche möglich gemacht und dafür gesorgt hat, dass wir uns in der Akademie zu Hause fühlen. Vielen Dank für euer Engagement!
In den sozialen Medien ist unser Aufenthalt in Kolymbari ebenfalls sehr umfangreich mit tagesaktuellen Fotos, Infos und Videos dokumentiert. Schauen Sie dort gerne mal nach.
Nun freue ich mich darauf, das Projekt ab 2026 organisieren zu dürfen!